Ich hatte vor ein paar Jahren wilde Zeiten, in denen ich bis zu sieben Frauen als Affären/Fuckbuddies gleichzeitig genießen durfte. Nicht alle in der gleichen Stadt und alle vom Typ her unterschiedlich. Es war mein Geheimnis, denn wenn ich es jemandem erzählt hätte, dann wäre ich wohl Aufschneider genannt worden und man hätte mir nicht geglaubt.

Das war auch eine Zeit, in der ich viel in Deutschland unterwegs war, meist aber an den gleichen Orten. Und so ergab es sich, dass ich eine „Freundin“ in Frankfurt, eine in Stuttgart, eine in Bremen, zwei in Hannover, eine in Bielefeld und eine in Berlin hatte. Mit allen gab es klare Vereinbarungen: Keine Gefühle, keine Exklusivität – nur eine nette Zeit miteinander verbringen, bei der Sex eine wesentliche Rolle spielt. Das verrückte war, dass diese Wünsche in der Mehrheit von den Frauen ausgingen, nicht von mir. Ich hatte sie im Beruf oder über das Internet kennengelernt und irgendwie hatte ich wohl gerade „einen Lauf“.

Prickelnde Stunden: Alles läuft rund, bis die Spielregeln geändert werden. (Foto: fotolia/Photographee.eu)

Prickelnde Stunden: Alles läuft rund, bis die Spielregeln geändert werden. (Foto: fotolia/Photographee.eu)

Die Koordination war nicht immer einfach, aber da es auch die Regel „keine Eifersucht“ und „frag mich nicht wo ich war“ gab, funktionierte es leidlich gut. Manchmal war es auch anstrengend, wenn ich gerade von der einen zurückkam, rief die andere an und fragte, ob ich nicht mal eben vorbeikommen wolle. Und so lag ich dann öfter am Wochenende in gleich drei bis vier unterschiedlichen Betten. Das hatte seinen Reiz, denn die Frauen repräsentierten die unterschiedlichen Frauen-Typen, sowohl vom Aussehen, als auch vom Verhalten und den sexuellen Vorlieben her. Blond, brünett, rot, schwarz, alles war dabei. Marketingleiterin, Pressesprecherin, Sekretärin, Assistentin, Polizistin, Einkaufsleiterin – die anderen Jobs habe ich vergessen. Die eine fand es prickelnd, wenn die Gefahr des Erwischtwerdens bestand und mochte es, mich auf beruflichen Veranstaltungen in eine Ecke oder ins Gebüsch zu zerren, mit der anderen zerstörte ich gleich mehrere Betten und eine weitere besuchte mich am Liebsten im Hotel in Stuttgart. Die Polizistin mochte das Verruchte, mit ihr ging ich auf erotische Parties – was zu der Zeit noch etwas Besonderes war.

Viel besser konnte es nicht laufen, ich war zufrieden. Doch dann kam mein Urlaub. Ich hatte geplant, mit einem Freund nach Spanien zu fahren. Das war auch kein Problem. Zwei Wochen Herren-Urlaub mit allem drum und dran. Ein Haus angemietet, mit Pool – es konnte nichts schief gehen. Mein Geburtstag lag inner halb der Urlaubstage und so fragte mich eine der Damen, ob sie diese Woche mit dem Geburtstag denn nicht runterkommen könnte. Es war von ihr schon länger geplant, sie hatte Urlaub eingereicht und einen Flug gebucht. Also sagte ich zu. Ich fuhr mit dem Freund los, wir hatten eine Woche, dann sollte sie kommen. Kurz vor Ankunft der Freundin rief dann eine weitere der Freundinnen an und verkündete mir freudestrahlend, dass sie mich im Urlaub zum Geburtstag überraschen wolle und gerade spontan einen Flug gebucht hätte. Zufällig genau den Flug, in dem die andere eingebucht war! Es lief mir siedendheiß den Rücken runter. Was tun? Ich stellte mir schon vor, wie beide nebeneinander saßen und sich unterhielten, nur um dann festzustellen, dass sie nicht nur das gleiche Ziel, sondern auch noch den gleichen Mann hatten.

Das war der Moment, in dem ich realisierte, dass es den Mädels trotz selbst aufgestellter Spielregeln nicht gelungen war, ihre Gefühle zu mir zurückzuhalten. Sie hatten sich verliebt und verhielten sich auch so. Ich konnte es ihr noch ausreden, begründete mit dem Freund, der sich sonst allein fühlen würde, redete und überzeugte schließlich.

Aber es war anders, die Unbeschwertheit war weg. Die Woche mit der anderen Freundin war zwar dennoch schön, aber ich fühlte mich auch mies. Mir war deutlich geworden, dass trotz des Zurschau getragenen Selbstbewusstseins und unabhängig sein wollens die Frauen tatsächlich doch einen Partner in mir sahen, oder dass es sich so entwickelt hatte.

Sie sprachen so – und handelten anders. Das ist mir auch später immer wieder so gegangen, bis hin zum extremen Stalking durch Friends with Benefits. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Manche sagen, dass man sofort einen Schlußstrich ziehen sollte, wenn einer der beiden sich verliebt. Aber auch das ist nicht so einfach, denn man mag den anderen ja und man will ihm oder ihr auch nicht wehtun.

Nach der Rückkehr aus dem Urlaub wollte die Urlaubsbegleitung eine Statusänderung. Von der Teilzeit-Sex-Partnerin zur exklusiven Partnerin – und liess sich auch nicht davon abbringen. Ich begann zwar mich rarer zu machen, aber das half nichts. Der nächste Knackpunkt wäre Weihnachten gewesen. Also zog ich durch die Lande und machte Schluss – in einer Überreaktion mit allen sieben.

Es verfolgt mich noch heute: Erst vor wenigen Tagen wurde ich wieder einmal über facebook kontaktiert. Es war die Polizistin, an die ich mich gerne erinnere. Sie gestand mir im Verlauf des Gesprächs, dass sie wahnsinnig in mich verliebt gewesen sei und garnicht verstehen könne, wieso das mit uns damals auseinandergegangen sei.  Ich hatte von der Liebe nichts mitbekommen…

Erfahrung ist die Summe der gemachten Fehler. Heute würde ich anders handeln und offener sein. Selbst wenn es damals die Vereinbarung gab, sich nichts zu erzählen und somit das Verschweigen nicht unfair war (wer weiß, was die Mädels mir verschwiegen haben), würde ich heute mit offenen Karten spielen und habe das später auch so gemacht. Wenn allerdings eine Besitzansprüche anmeldet, dann muss man sich entscheiden. Denn echtes Polyamorie habe ich leider noch nicht erlebt.