(Dieser Text ist ein Auszug aus dem Tagebuch der offenen Beziehung und beschreibt die Entwicklung zwischen dem 2. und 10. Oktober 2022 aus seiner Sicht.)

Ich habe jetzt eine Woche nichts geschrieben – es war einfach keine Zeit und Muße dafür. Nach meinem Hoteldate mit Übernachtung war ich nachhause gefahren. Die Begrüßung war zunächst normal (Selbstbeherrschung von ihr), doch im Verlauf des Sonntags merkte ich, dass sie doch sauer war. Eifersucht. Sie meinte, dass ihr in der Nacht einiges klar geworden sei, was ihre Wunschbeziehung betreffe. Hundertprozentiges Commitment fordere sie und es sei dabei egal, wie sie selbst sich verhalte. Daraus entspann sich eine längere Diskussion. Sie forderte dann auch, meine Chats lesen zu dürfen und das Unheil nahm seinen Lauf. Bevor sie mir ihr Handy reichte, würden noch schnell drei Chatverläufe gelöscht – die seien nicht mehr aktuell.

In ihren Chats lese ich vieles, was sie mir anders gesagt hat. Sie vermisst ihren Fuckbuddy doch wesentlich stärker, als erwartet, nennt mich Fast-Ex und hat einem, an dem sie laut ihrer Aussage kein Interesse hat, wiederholt Fuckdates angeboten. Dieser Typ, ich nenne ihn spöttisch Porno Paule, hat bereits seit Wochen einen sehr sexuellen Chat mit ihr, gibt mit seinem Super Big Dick an und versucht seinerseits mit ihr Dates auszumachen. Dass das bisher nicht geklappt hat, liegt an seinen Terminen, die er als Finanzberater hat – und an den Kindern, die er manchmal bei sich hat. Er ist nah bei ihrer Arbeitsstelle und so böten sich auch Fuck-Dates in der Mittagspause oder direkt nach Feierabend an. Was mich aber wirklich erschreckt, ist ihre Beschreibung unseres Urlaubs. Alles sei scheiße gewesen. Nun gut. Und es erschreckt mich, wie sie von Liebe 1 (das bin ich) und Liebe 2 (ihr Fuckbuddy) spricht.

Auch sie ist mit meinen Chatverläufen nicht einverstanden, quält sich stundenlang durch jeden Satz und jedes aufgezeichnete Wort. Sie meint, da wären schon Gefühle im Spiel und steigert sich in einen Gefühlsausbruch, der bis Mittwoch anhalten wird.

Zur Erinnerung: Als sie meinem Wochenend-Hoteldate mit Übernachtung zustimmt, hatte sie bereits mehrere Sex-Dates. Ihr war es dabei egal, wie ich mich fühle und durch ganz kurzfristige Ansagen hatte sie auch erreicht, dass ich abends allein Zuhause saß, während sie ihren geilen Powersex mit dem Leistungssportler hatte. Sie hatte auch erste und andere Dates stets so gelegt, dass ich nicht mehr reagieren oder wegen anderer Verpflichtungen nichts ausmachen konnte.

Als Gegengewicht zu meinem Übernachtsdate wollte sie, dass ich sie am Samstagmorgen zu ihrem Fuckbuddy bringe und dort auch noch am Sonntagabend wieder abhole. Da der aber andere Pläne hatte und deshalb nicht da war, hatte sie sich mit ihm heftig gestritten und in Folge dessen auch alles von ihm gelöscht. Sie stand also plötzlich ohne Fuckbuddy dar, während ich ein Übernachtungsdate mit einer tattrktiven Krankenschwester hatte. So war sie plötzlich in der Situation, in der ich die zwei Monate vorher gewesen war. Und damit kam sie nicht zurecht.

Ein Spaziergang am Sonntagabend sollte ein klärendes Gespräch bringen. Es wurden aber nur gegenseitige Vorwürfe gemacht. Vorwürfe, in die sie sich sogar so reinsteigerte, dass sie mich wegstrieß, als ich sie umarmen wollte. Ihre andauernden Lügen und das daraus resultierende Vertrauensproblem waren eines der Themen auf dem Spaziergang. Auch die Demütigungen, die sie mir zugefügt hat.  Als ich erzähle, dass ich am Mittwoch ein weiteres Übernachtungsdate mit der Krankenschwester haben würde (rechtzeitig angemeldet), explodiert sie wie ein Vulkan.

Beim Sex am Montag, dem Einheitsfeiertag,  bemerke ich eine starke Bissspur an ihrem Unterschenkel. Das gehöre bei ihrem Hardcore-Sex mit dem starken Leistungssportler einfach dazu und wäre ok so. Aber es ließ sie nicht los., dass ich mich am Mittwoch wieder mit der Krankenschwester treffen wollte – und dazu mit Übernachtung. Das sei etwas ganz anderes als ihre Fuckdates. Viel romantischer, intimer und vertrauter. Ich entgegne, dass es wohl kaum etwas romantischeres gäbe, als den Fuckbuddy in der Wohnung zu besuchen und dass ich ja nichts dafür könne, dass ihr Übernachtungs-Wochenenddate nicht geklappt habe. Und dass sie sich zerstritten hätte.

Und ich sage ihr auch, dass sie mit Vollgas in Richtung Ende unserer Beziehung fahre und zwei Monate keinerlei Rücksicht auf meine Gefühle genommen habe. Das Date am Mittwoch sei richtig, um ihr zu klar zu machen, wie es sich anfühlt, wenn man weiß, dass der Partner Sex mit einer anderen Person hat und man selbst in Gedanken und Kopfkino versunken Zuhause sitzt. Der immer wieder wiederholte Unterschied zwischen einem Hotel-Date und dem Besuch bei bei ihrem Fuckbuddy sei tatsächlich keiner. Sie entgegnet, dass ich die Nummer 1 sei, sie wolle nur mit mir bleiben, alles andere bedeute ihr nichts, etc. Natürlich werfe ich ich vor, dass sie das ihrem Porno Paule ganz anders geschrieben hätte.

Am Montagabend legen wir neue Regeln fest:

REGELN UNSERER OFFENEN BEZIEHUNG

1. Dates Montag – Freitag, kein Wochenende

2. Dates -> bis 0:00 Uhr zuhause sein

3. Dates mit zwei Tagen Vorlauf bekanntgeben

4. Date Stopp, wenn Partner krank ist

5. Date mit Sex in der Wohnung oder Treffen auf neutralem Grund immer mit SMS an Partner mit Namen, Adresse, Telefonnummer

6. Keine Geschenke an Date- oder Sexpartner über 10 Euro

7. Kein Anal, kein Oral (Blasen geht)

8. Nach dem Date duschen, spätetestens vor dem Zubettgehen zuhause

9. Kondompflicht

10. Der/die Partner/in hat jederzeit Zugang zu allen Konversationen

 

Das sind nun die neuen Regeln. Regel 2 kommt ihr wegen der geringen Entfernung zu ihrem Fuckbuddy zugute, Regel 5 wurde nochmal verschärft, da sie das covern nicht durchgezogen hatte. Regel 8 wurde nötig, nachdem sie befriedigt, ausgepowert und ungeduscht ins gemeinsame Bett geschlüpft war. Regel 10 soll helfen, das zerstörte Vertrauen wieder aufzubauen.

Meine Krankenschwester meldet die erfolgreiche Buchung eines Hotels für unser Mittwochsdate. Als ich meiner Partnerin das mitteile, bricht sie gefühlsmäßig zusammen und fordert mich auf, das Date abzusagen. Ich könne doch nicht zweimal in der Woche ein Übernachtsdate haben. Auch der Erklärungsversuch, dass die Krankenschweseter am Donnerstag in Urlaub fahre und wir uns vorher nochmal sehen möchten, fruchtet nicht. Ganz im Gegenteil. Auch das Argument, dass sie ihren Fuckbuddy in der Vorwoche auch zweimal zum Sex getroffen habe, lässt sie nicht gelten. Ich müsse das Date absagen, weil es sie verletzte. Sie steigert sich immer mehr rein. Ich versuche alles, dringe mit meinen Vergleichen zu ihrem Verhalten aber nicht durch. Trotzdem bleibe ich dabei. Ich will das Date genauso, wie sie ihre Fuckdates gewollt hatte.

Natürlich hat sie für den Abend auch ein Date ausgemacht. In Hannover will sie einen 36jährigen Zollbeamten treffen, der für einige Wochen in Hannover einen Lehrgang macht. Natürlich auch ein Supermann, der seit sieben Jahren in offener Beziehung lebt. Den macht sie am Montag und Dienstag auch zu ihrem Berater und er pflichtet ihr (natürlich) bei, dass meine Dates etwas schlimmeres seien, als ihre. Sie sagt mir, dass sie beim ersten Date grundsätzlich keinen Sex haben würde und nicht zu spät nach Hause kommen wolle.

Sie stellt ihrem Offene Beziehung Berater tendenziöse Fragen, die dieser in ihrem Sinne beantwortet. Deshalb schreibe ich ihr einen Text mit der Aufforderung, den so weiterzuleiten:

„Ich habe ohne Rücksicht auf die Gefühle meines Partners meinen Spaß gesucht, mich mit vielen Männern getroffen und mich an drei Terminen in der Wohnung eines Mannes kräftig durchnehmen lassen, so dass ich mit Bißwunden und blauen Flecken aber schön befriedigt nach Hause kam. Zudem habe ich meinem Partner im gemeinsamen Urlaub auch gesagt, dass ich meinen Sex-Partner vermisse und ständig ausgiebig gechattet. Mein Partner musste bei den Sex-Dates zuhause sitzen, weil ich das nicht wie vereinbart rechtzeitig angekündigt hatte. Ich bin auch Tage vorher nicht zuhause gewesen, weil ich keine Prio auf die Partnerschaft lege. Besonders gerne lege ich die Termine auch so, dass er keine eigenen Dates vereinbaren kann, weil er zum Beispiel beruflich eingespannt ist.
Ich treffe mich auch nur mit Männern, die attraktiver, besser gebaut und deutlich jünger sind, als er. Und ich belüge ihn regelmäßig, wenn es um meine Gefühle zu Sexpartnern, Dates und Chats geht.
Er dagegen hat mich rechtzeitig gefragt, ob ein Übernachtungsdate wegen fehlender Treffmöglichkeiten möglich ist und ich habe zugestimmt und selbst versucht, für diese Nacht ein Übernachtsdate auszumachen, was aber nicht geklappt hat. Weil ich mich mit meinem Sexpartner zerstritten habe, bin ich jetzt auch sauer auf meinen Partner.“

Nun antwortet er neutraler und spricht von Verletzungen und mangelhafter Kommunikation.

Mittwoch fahre ich zum Hotel, meine Krankenschwester kommt später, der Abend ist wieder sehr schön. Wir reden viel, sind zärtlich miteinander und verwöhnen uns. Ihr Ziel ist es mich kommen zu spüren. Dafür tut sie alles und final komme ich in ihrem Mund. Sie genießt das und will sich weiter öffnen. Das Bett nervt etwas, weil die zwei Matratzen immer auseinandergehen und ein breites Loch in der Bettmitte entsteht. Das Hotel selbst ist zwar teuer, aber unterdurchschnittlich. Ich schaue ein paarmal nach, ob meine Partnerin sich von ihrem Date gemeldet hat, aber es gibt keine Nachrichten, keine Angaben zu ihrem Date oder Datepartner.

Am nächsten Morgen muss die Krankenschwester sehr früh los, ich schaue nach Nachrichten. Wieder nichts. Bei mir steigt die Vermutung, dass meine Partnerin nicht nachhause gekommen ist. Tatsächlich weiß ich nichts. Kopfkino. Erst auf meine Nachrichten reagiert sie mit einiger Verzögerung. Als sie sich für ihre Ausfälle entschuldigt, weiß ich, dass sie doch nicht zuhause gewesen ist.

Ich male mir aus, wie sie mit ihrem Date in Hannover umgeht, mit ihm nachhause fährt und … Tatsächlich stellt sich dann am Nachmittag heraus, dass es wieder mal anders war. Sie behauptet, nach ihrem Spaziergangsdate einen mentalen und physischen Zusammenbruch gehabt zu haben und dann zu ihrem Fuck-Buddy gefahren zu sein, der zwar überrascht war, sie dann aber getröstet habe und bei dem sie – angeblich ohne Sex – auch übernachtet habe.

Nun ist bei ihr und ihrem Fuck-Buddy wieder alles ok. Zur Strafe, dass sie ihn gelöscht hatte, verschafft er ihr am Oberarm eine blauen Fleck, der größer ist, als meine Handfläche. Sie lässt das geschehen und findet nichts dabei. Nach dem dicken blauen Fleck durch den Biss am Unterschenkel eine weitere Markierung. Sie zeigt ihm auch unsere Chats, was ich wiederum nicht in Ordnung finde.

So gehen am Donnerstag den ganzen Tag Nachrichten hin und her. Abends ist die Stimmung auch erst aufgeladen. Ich werfe ihr wieder Lügen und Vertrauensbruch vor und zitiere aus ihren Chats Passagen, die ich mir gemerkt habe. Dann schlafen wir miteinander. Am Freitag geht es erst weiter mit den Kampfchats, dann wechselt der Chat in ein gegenseitiges Reizen und Necken. Wir vereinbaren ein Sex-Date abends zwischen uns Zuhause. Der Sex wird leidenschaftlich und grandios.

Samstagmorgen bin ich beim Fitness – und sie chattet wieder. Macht ein Sex-Date für Mittwoch aus. Montag hat sie ein erstes Date mit einem vielversprechenden Skorpion-Mann. Als ich vom Fitness zurückkomme, stelle ich fest, dass sie ein neues Sex-Date mit dem Fuckbuddy für Mittwoch ausgemacht und siebzig Nachrichten nur mit ihm hin und her geschrieben hat. Ich konfrontiere sie mit dem Gegensatz zwischen dem, was sie sagt und dem, wie sie tatsächlich handelt. Sie versteht es nicht, versucht aber, mir den ganzen Samstag eine liebe und besonders aufmerksame Freundin zu sein.

Auch Samstagabend haben wir Sex, nachdem wir wieder über Prioritäten gestritten haben. Der Sex ist eher normal.

Sonntag muss ich leider ehrenamtlich etwas arbeiten, sie holt mich abends ab und wir gehen spazieren. Dabei erfahre ich, dass ihr Montagsdate abgesagt hat und sie deshalb bereits am nächsten Tag zu ihrem Fuckbuddy fahren wird. Das eigentlich geplante Montagsdate wird damit auf Mittwoch verschoben. Nach dem Spaziergang haben wir wieder Sex, qualitativ erreicht er das Freitagsniveau auch nicht, ist aber für beide durchaus befriedigend.

Sie schlägt jetzt vor, es bei ihrem Fuck-Buddy und meiner Krankenschwester zu belassen. Ich sage ihr, dass ich das nicht möchte. Ihr geht das Daten angeblich auf die Nerven. Aber sie muss ja nicht. Keiner zwingt sie dazu. Ich sage, dass ich auch ein, zwei Damen haben möchte, die deutlich jünger und besser gebaut wären, als sie. Das trifft sie – aber genau das macht sie ja auch mit mir. Und ich kann nach zwei Dates noch nicht sagen, ob die Krankenschwester mich weiter sehen möchte. Ich denke zwar schon, aber wer weiß?

Ich bezeichne sie als „nymphoman“. Weil sie nur wenige Stunden nach einem angeblich so überirdischen Sex gleich das nächste Sex-Date mit einem anderen Mann ausmacht und nichtmal versteht, dass mich das schon schmerzt. Sie hatte jetzt jeden Tag Sex, aber es reicht ihr nicht.

Ich biete ihr an, doch bei ihm zu übernachten. Sie lehnt ab. Ich sage nochmal, dass das für mich einfacher wäre. Sie lehnt ab. Ich begründe es damit, dass ich den Abstand zwischen Sex mit einem anderen und dem Nachhausekommen durchaus begrüßen würde. Aber sie nutzt die Chance nicht, lehnt weiter ab und kann nicht verstehen, wie ich das sehe. Ich erkläre nochmal: Wenn Du bei ihm bist, beklagst Du Dich, dass Du zu wenig Zeit hast, Du vermisst ihn so sehr, dass Du jede Möglichkeit, ihn zu treffen nutzt. Du bist eifersüchtig auf meine Übernachtsdates, also nutze die Gelegenheit und komm am nächsten Abend dann von der Arbeit nach Hause. Aber sie lehnt ab.

In der Nacht zu Sonntag schickt er ihr einen Liebesgruß, hat sich wohl in sie verliebt, was ich verstehen kann.

Heute Abend haben wir nun zwei Dates, ein Walking-Date mit einer sub bei mir, ein Sex-Date mit ihrem Fuck-Buddy bei ihr. Sie möchte wieder, dass wir zusammen Zuhause ankommen. Auch am Mittwoch möchte sie das, wo wir zeitgleich Walking-Dates haben. Ich finde das sehr einschränkend, stimme aber schließlich zu. Ich möchte das mit der sub eigentlich beenden, weil sie mich nicht reizt, aber andererseits brauche ich auch das Gegengewicht.

Mein Partnerin kommt mit einem erstaunlichen Vorschlag: Sie möchte der Krankenschwester und mir zusehen, eventuell sogar mitmachen. Das passt nicht zu ihren Vorlieben, denn sie ist nicht bi – zumindest sagt sie das immer und datet auch keine Frauen. Ich denke, dass es dabei mehr um Kontrolle geht, sie will sehen, was die andere anders macht – und daraus lernen. Ich lehne erstmal ab, auch wenn ein Dreier natürlich reizvoll ist.

 

(Dieser Text ist ein Auszug aus dem Tagebuch der offenen Beziehung und beschreibt die Entwicklung zwischen dem 2. und 10. Oktober 2022 aus seiner Sicht.)