(Dieser Text ist ein Auszug aus dem Tagebuch der offenen Beziehung und beschreibt die Entwicklung zwischen dem 12. und 14. Oktober 2022 aus seiner Sicht.)

Am Mittwoch haben wir beide ein Date ausgemacht. Sie will ihren Chatpartner, einen Skorpion, endlich treffen. Er hatte Montag das Date kurzfristig abgesagt, jetzt soll es diesen Mittwoch stattfinden. Montag war sie dann bei ihrem Lover. Ein weiterer Regelbruch. Sie verspricht sich von der Date mit dem Skorpion viel. Auch ich habe ein erstes Date mit einer Sub aus Hannover. Wie die Regel es will, teile ich meiner Partnerin mit, wen ich wann wo treffe. Sie schreibt, dass der Skorpion schon wieder kurzfristig abgesagt hat. Und versteht meine Angaben zu meinem Date so gründlich falsch, dass sie denkt, ich hätte ihr ein Date angeboten. Eigentlich war es eindeutig, aber es waren zwei Mitteilungen – und den Zusammenhang hat sie nicht gesehen.

Ich schreibe, dass ich das Treffen mit meinem Date gemeint habe und sie reagiert sauer. Schreibt, dass sie auch erst um 0:00 Uhr nach Hause kommen werde. Auf die Frage, was sie nun vorhat, reagiert sie genervt. Das hätte mich nicht zu interessieren. Mein Interesse sei ohnehin nicht echt und zum kotzen. Garniert mit den passenden Emojis.

Aus Verärgerung über ihr abgesagtes Date, zu dem sie extra nach Hannover gefahren war, bietet sie – wie ich später in ihrem Chatverlauf sehe – einem anderen Mann, mit dem sie sich noch nicht geschrieben hat, an, sie auf einem Spaziergang zu begleiten. Natürlich ein weiterer Regelbruch.

Mein Date (mit einer sub) ist ein reines Spaziergangdate zum gegenseitigen Kennenlernen. Wir sind sehr offen miteinander, erzählen uns unsere Geschichte und essen dann in einem Restaurant. Gegen 22:30 Uhr bringe ich sie zum Bahnhof und mache mich auf den Heimweg. Ein zweites Treffen sehe ich nicht – interessant war es trotzdem. Sie hat psychische Probleme und manches, was sie von ihren Erfahrungen berichtet, deckt sich mit Erfahrungen, die ich mit meiner Partnerin gemacht habe. Diese Parallelen sind tatsächlich faszinierend.

Zuhause angekommen erwartet mich meine sehr gereizte Partnerin. Sie will wieder reden. Stellt mir nun das Ultimatum: Bis Freitag werde unsere Beziehung auf „monogam“ zurückgestellt, sie brauche keine anderen Männer, jetzt sei der Zeitpunkt. Und wenn ich nicht zustimme, wäre sie ab Samstag wieder Single.

Ich spreche von emotionaler Erpressung und dass sie nicht jederzeit allein die Regeln ändern könne. Sie spricht von der gemeinsamen Zukunft, das sei ihr klar geworden, als sie ohne Date ihren Spaziergang gemacht habe. Sie wolle und könne nicht mehr daten, würde nur mich lieben, etc. Im Verlaufe des Gesprächs sagt sie, dass sie mit ihrem Lover Schluss gemacht hätte. Dazu hätte sie sich nach dem Spaziergang mit ihm auf einem Supermarktparkplatz getroffen. Von ihrer Seite wäre der Tisch jetzt rein, ich sei nun dran.

Da wir ausgemacht haben, dass der Partner das Telefon checken und die Chatverläufe lesen darf, bitte ich um ihr Handy. Sie will es nicht rausgeben. Ich erinnere an die Regel und sage, dass sie das Vertrauen nicht noch weiter zuerstören solle. Widerstrebend gibt sie mir das Gerät.  In den Chats sehe ich dann eine andere Version: Erstens, dass sie nach der Absage einem anderen Typen, den sie kaum durch Chats kennt, für den Abend ein Date angeboten hat. Er hat es wegen eines Rückenproblems abgelehnt. Verzweiflungstat? Auf jeden Fall hat sie davon wiedermal nichts gesagt und es passt auch nicht zu den Aussagen von ihr.

Dann sehe ich auch, dass sie mit ihrem Lover nach dem Parkplatztreff noch geschrieben hat. Das war definitiv keine Trennung, denn der Ton ist liebevoll, mit Herzchen und Co. Nun lautet die Geschichte, dass sie ihn angeblich nur vorgewarnt hätte, dass sie eventuell in die monogame Beziehung zurückkehren werde. Er hätte ihr aber schon prophezeit, dass ich da nicht mitmachen würde.

Wenn unsere Beziehung nun am Ende sei, sei das allein meine Schuld. Sie wechselt zwischen überheblich, süffisant, schreien, ständig unterbrechen usw. Es ist kaum zu ertragen. Wie soll man auf so einer Basis von einer glücklichen, monogamen Beziehung ausgehen können? Natürlicch will sie, dass ich die letzten zwei Monate komplett ausblende und vergesse. Wir fangen neu an, verspricht sie.

Ich sage, dass sie mit ihrem Egoismus, ihrer Sexsucht und ihrer Rücksichtslosigkeit und den Lügen das Vertrauen nachhaltig zerstört habe. Das könne ich nicht einfach beiseite schieben. Und was sei denn, wenn sie in einer Woche wieder anders denke? Dann heimlich date?

Sie versteift sich darauf, dass es mir nur um die Krankenschwester und mein nächstes Sex-Date mit ihr am kommenden Montag gehe. Reduziert alles komplett auf dieses Date. Ich erkläre ihr, dass sie letzten Montag ein Sex-Date hatte und ich davon ausgegangen sei, dass nächsten Montag wieder so ein Date mit ihrem Lover angesetzt werden könnte. Zudem sage ich, dass ich es merkwürdig finde, dass sie erst ihrem Lover von ihren Plänen berichtet und dann erst mir. Wie sei das noch mit den Prioritäten?

Es geht hin und her, sie hört nicht zu, unterbricht ständig, schreit rum und wird zunehmend aggressiv. Auch in mir steigt die Aggression, aber ich kann mich beherrschen. Sie dagegen überhaupt nicht. Sie will jetzt ihr Handy zurück, sofort. Als ich es nicht rausrücke, greift sie mich an, will das Handy mit Gewalt an sich nehmen. Ich sage „lass es“ und bestehe auf Einhaltung der Regel. Sie schubst, schlägt und versucht, das Handy aus meiner Tasche zu angeln. Sie macht mir Angst. Ich schüttle sie ab, rufe „hör auf damit“, aber sie ist so in Rage, dass Sie mich so stark schubst, dass ich zu Boden gehe. Ich will sie nicht schlagen, aber auch nicht weiter geschlagen werden. Also rappele ich mich auf und gehe die Treppe runter. Unten kann sie nichts machen, da schläft ihre Mutter. Komplett außer Atem gehe ich raus. Ich kann nicht fassen, was gerade passiert ist.

Ich bekomme zwei Nachrichten von ihr. „Ich habe alles versucht. Du hast mich gegen XXX ausgetauscht. Das, was von der „Beziehung“ übrig ist, führen wir weiter, bis wir eine Lösung gefunden haben.“ und „Ich habe dir gesagt – 100% Treue und wir versuchen es. Es steht noch. Das, was geschehen ist, kann ich nicht ungeschehen machen. Es geht nicht.“

Nach 15 Minuten kommt sie auch raus. Mein Atem geht jetzt wieder ruhiger. Sie setzt sich zu mir, ist jetzt wieder ruhiger. Es ist mittlerweile 4:30 Uhr. Die Stimmung ist gespannt, ich habe den Eindruck, dass ihr gerade bewusst geworden ist, was sie gemacht hat.

Am Donnerstagmorgen sehen wir uns nicht. Sie ist schon zur Arbeit, als ich aufwache. Tagsüber keine Kommunikation. Ein Freund, dem ich von der Nacht berichte, rät mir, zur Polizei zu gehen und sie anzuzeigen. Er sorge sich um mich und rate mir zu äußerster Vorsicht.

Donnerstagabend komme ich nach ihr nach Hause. Sie schläft. Ich lasse sie schlafen, gehe ins Wohnzimmer. Nach einer Weile kommt sie und sagt nochmal, dass sie große Hoffnung darauf setze, dass ich bis Freitag Ihrem „Vorschlag“ zustimmen würde. Es geht also schon wieder los, aber dieses Mal anders. Ruhig, gefasst, so wie man miteinander reden sollte. Natürlich weiß sie, was gestern Nacht geschehen ist – und versteht auch, dass das wohl kaum die Basis für irgendetwas sein kann. Das sei nichts, worauf sie stolz sei. Sie liest meine Nachrichten und sieht, dass meine Krankenschwester mir geschrieben hat „ich habe Dich lieb“.

Ich sage ihr ganz sachlich, dass sie gerade alles auf Spiel setze. Und dass Eifersucht und Schuldzuweisungen nichts bringen würden. Ja, es ginge um uns, aber nicht mit diesen Vorzeichen. Ich erkläre ihr nochgmals ganz ruhig und sachlich, warum ich die offene Beziehung nicht schließen möchte. Dass sie mit ihrer Erpressung alles gemeinsam Geschaffene zerstören würde.

Offenbar hat sie tagsüber die Astrologie bemüht und sich davon beeinflussen lassen. Sie hat aber auch sicher andere Meinungen eingeholt.

Plötzlich und unerwartet schwenkt sie um und holt die Regeln hervor. Fragt, ob ich Anpassungswünsche habe. Offenbar hat sie verstanden, dass sie mit ihrer emotionalen Erpressung nicht durchkommen kann, erst recht nicht nach gestern Nacht. Ich sage ihr, dass es wieder Regelbrüche durch sie gegeben habe und ich das geklärt haben wolle. Ich selbst kann aufgrund der Regel mit der Anmeldung des Dates zwei Tage vorher ein Sex-Date am Freitag nicht realisieren. Also ergänzen wir gemeinsam die Regeln mit sachlicher Diskussion aufgrund der Erfahrungen:

Zusatzregeln:

Regel 11: Dates nicht switchen. Wenn ein Date ausfällt, fällt es aus. (der Präzedenzfall war am Montag gewesen, als sie ihr ausgefallenes Spaziergangdate mit einem Sex-Date getauscht hatte.)

Regel 12: Wenn wir am Sonntag Sex haben, kann ein Date erst für Mittwoch, Donnerstag oder Freitag neu vereinbart werden. War das Date vorher ausgemacht, gilt das nicht. (gleicher Präzedenzfall).

Regel 13: Pro Woche maximal zwei Sex-Dates und ein Spaziergangsdate, bzw nicht sexuelles Date pro Woche. (soll vor Übertreibungen schützen und uns auch noch Zeit geben).

Sie sagt jetzt auch, dass ich nun im Vorteil wäre, mit zwei Sex-Partnerinnen (sub und Krankenschwester). Ich hätte sie überholt und vor Allem sei sie bei der gut aussehenden Krankenschwester eifersüchtig. Ich sage, dass ich auch auf ihren Lover eifersüchtig sei, aber das das dann doch ok sei, wenn wir beide zeitgleich daten. Dann gäbe es auch keinen Grund für Streit und Vorwürfe. Möglicherweise sei das die Lösung. Erinnere auch nochmal daran, dass die Begrenzung der Dates auf 0:00 Uhr zuhause sein, vor allem mir Probleme mache, da die Krankenschwester über 100 Kilometer entfernt sei. Und das Problem des Ortesfür dasSex-Dates sei auch nur auf meiner Seite.

Danach gehen wir ins Bett und schlafen schnell ein. Es scheint so, als sei jetzt alles wieder in Ordnung.

(Dieser Text ist ein Auszug aus dem Tagebuch der offenen Beziehung und beschreibt die Entwicklung zwischen dem 12. und 14. Oktober 2022 aus seiner Sicht.)